Deutschland gilt nicht zwangsläufig als „Krypto-Paradies“. Schießt sich Deutschland mit den neuen Krypto-Regulierungen nun gänzlich ins Aus? Unser Gastautor Manuel Neuber, Teil der Geschäftsführung der Bigeria Exchange, erklärt uns, warum hochqualifizierte Fachkräfte Deutschland verlassen (werden).
Wir wünschen viel Freude und interessante Einblicke beim Lesen!
Deutschlands Steuerzahler: Warum du zählst (und dein Geld)
Hast du dich als Krypto-Investor jemals mit deiner Rolle als Steuerzahler auseinandergesetzt? Kennst du Zahlen, Daten und Fakten zur Steuerrealität in Deutschland? Dieser Artikel wird aufzeigen, weshalb du mit großer Wahrscheinlichkeit zu einer Gruppe von Menschen gehörst, die elementar und unverzichtbar für „Vater Staat“ ist.
Kontrovers diskutiert wird und wurde der Entwurf zur Besteuerung von Kryptowährungen innerhalb Deutschlands. Diesen veröffentlichte das Bundesministerium für Finanzen am 17. Juni 2021. Der offizielle Titel lautet: „Einzelfragen zur ertragsteuerlichen Einordnung von Kryptowährungen und von Token.“
Du bist ledig und hast einen Bruttojahresverdienst von 55.961 € aufwärts, willkommen im Spitzensteuersatz von 42 %.
„Der durchschnittliche Krypto-Investor ist männlich, gut gebildet, technologieaffin und hat in der Regel ein überdurchschnittliches höheres Gehalt als Menschen, die nicht in Kryptowährungen investieren.“
So lautet die sinngemäße Wiedergabe einer Leibnitz-Studie, veröffentlicht im Februar 2021. Ich möchte erwähnen, dass der Personenkreis der in Kryptowährungen investiert, bereits in anderen Studien sehr ähnlich definiert wurde. Gehälter ab 265.327 € werden mit 45 % versteuert (bei Ledigen). Diese 45 % sind die Höchstgrenze. Vom Bund der Steuerzahler habe ich verlässlich ausgewertete Daten aus dem Jahre 2018, die uns allen eine erstaunliche Steuerrealität vor Augen führt.
46 Millionen Arbeitnehmer zahlten im Jahre 2018 Lohn- und Einkommenssteuer
Im Niedriglohnsektor waren 21,1 % Arbeitnehmer beschäftigt, von denen ein Teil staatliche Unterstützungshilfen in Anspruch nehmen muss. Der extreme Gegensatz dazu sind die oberen 25 % oder auch 11.5 Millionen Arbeitnehmer, die zusammen 77,5 % der gesamten Lohn- und Einkommenssteuerlast tragen!
Innerhalb dieser Gruppe finden wir viele Krypto-Investoren. Für den deutschen Staat werden diese Steuerzahler zu einem echten Problem, deren Auswirkungen heute schon massiv sind und in Zukunft sogar das zentralisierte Finanzsystem arg gefährden können. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) warnte im Jahre 2015 bereits vor einer Massenflucht der Deutschen ins Ausland. Besonders alarmierend für die OECD ist die Tatsache, dass der Großteil der ausgewanderten Deutschen überwiegend aus Akademikern, Facharbeitern und Führungskräften aus unterschiedlichen Branchen besteht.
Welches exakt der Gruppe entspricht, die seit Jahren eine hohe Steuerbelastung erfährt, bei sinkender Lebensqualität und überproportional steigenden Lebensunterhaltungskosten, besonders in den großen Metropolen.
Die Anzahl der Normalverdiener, die den Spitzensteuersatz zahlen müssen, steigt seit dem Jahr 2002 rasant an. Von 1,2 Millionen Menschen auf 3 Millionen in 2017 und zu über 5 Millionen in den kommenden Jahren. Dieses Wachstum ist eindeutig auf die Tatsache zurückzuführen, dass seit dem Jahr 2016 die Zahlen deutscher Auswanderer förmlich explodiert ist. Mit Ausnahme des Corona-Jahres 2020 zogen zwischen 2016 und 2019 durchschnittlich 250.000 Deutsche ins Ausland. Im selben Zeitraum sind circa 181.750 Deutsche zurückgekehrt. Dieser Trend begann bereits im Jahre 2005 und korreliert eng mit der immer höheren Besteuerung für eine immer kleiner werdende Gruppe von Menschen.
Im Jahr 2020 verließen trotz Corona-Pandemie 220.000 Deutsche das Land. Die Menschen ziehen ihre Konsequenzen aus diesem Ungleichgewicht, kehren Deutschland den Rücken zu.
Dezentrale Systeme: Gefahr für den Staat
Mit dem Aufkommen von dezentralisierten Finanzdienstleistungen und Kryptowährungen, die immer mehr Integration erfahren, tun sich ernstzunehmenden Gefahren für den Staat auf. Die Gefahren möchte der Staat nach Möglichkeit im Keim ersticken.
Mit dem Krypto-Aufbewahrungsgesetz ist zum 01. Januar .2020 die Hürde für Unternehmen riesig geworden, eine BaFin-Lizenz zu erhalten. Unternehmen bieten somit ihre Dienste nicht oder nicht mehr an. In Kombination mit der kommenden Krypto-Besteuerung macht es den Markt hierzulande unattraktiv. Auf der einen Seite schreckt es ab, auf der anderen Seite stützt dies das zentralisierte Finanzsystem. In dem Kunden eher weiter auf klassische Angebote ihrer Sparkassen, Volksbanken und anderen in Deutschland zugelassenen Finanzdienstleister zurückgreifen. Die Lage der Sparkassen und Volksbanken ist insbesondere nach der Corona-Krise so angespannt und verheerend wie nie zuvor.
Von Denjenigen, die sich weiterhin im Krypto-Universum aufhalten, profitiert der Staat in zweifacher Hinsicht.
Hohe Einkommenssteuer auf die Gehälter, die gleiche Besteuerung auf deine Gewinne. Du willst beispielsweise mit Lending zusätzlichen Gewinn erwirtschaften? In Zukunft sollen diese zur Verfügung gestellten Positionen erst nach 10 Jahren steuerfrei sein.
Was ist der Plan?
Mit der hohen Besteuerung von Krypto-Vermögen wird verhindert und deutlich verlangsamt, dass auch du in den nächsten Jahren das Land verlässt. Du sozialversicherungspflichtig angestellt bleibst, kein eigenes Unternehmen oder Start-up gründest, kein entspanntes Leben von passiven Krypto-Einkommen führen zu können. Teure Mieten und Lebensunterhaltungskosten führen dazu, Krypto-Gewinne die versteuert werden oder nach einem Jahr halten steuerfrei sind, nach Möglichkeit in unserem Wirtschaftskreislauf zu fließen.
Stelle dir vor, der Steuerentwurf würde uns entlasten?
Der Kreis der Spitzensteuerzahler würde weiter zwangsweise steigen, beziehungsweise die jährliche Bruttogehaltsgrenze müsste weiter herabgesetzt werden, da die Anzahl der finanzstarken Auswanderer weiter steigen würde.
Die Auswirkungen der Corona-Krise werden lange zu spüren sein. Die Wirtschaft im Allgemeinen benötigt viele Jahre, um sich nachhaltig zu erholen. Deutschlands finanzielle Belastung innerhalb der EU ist mit der Dänemarks zusammen die Höchste und soll laut Information des ZDF in Zukunft um 42 % steigen. Die Kosten für ein grünes Europa finden hier noch keine Berücksichtigung. 29 % der gesamten Steuereinnahmen des Bundes stammen aus Lohn- und Einkommenssteuer. Da ist eine Versteuerung von Krypto-Vermögen mit demselben Steuersatz ein lukratives und notwendiges Geschäft.
Für mich ist aus diesen Gründen die Stringenz des Steuerentwurfes „Krypto“ nachvollziehbar.
Abschließend lege ich mich fest, es wird für mittlere bis obere Einkommen in den nächsten Jahren keine nennenswerten Steuerentlastungen geben. Ohne Steuerreform, ohne höhere Besteuerung von „Superreichen“ oder großen Wirtschaftsunternehmen wird sich die Lage in Deutschland dramatisch zuspitzen.
Vom BaFin- Aufbewahrungsgesetz über den Krypto-Steuerentwurf komme ich zu einem abschließenden Statement.
Deutschland ist keine Krypto-Nation und wird es mit diesen Gesetzen nicht mehr werden!
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