
#VoicesOfPlebs: Taproot Update & was das bedeutet – Cercatrova Teil II
Cercatrova ist Bitcoin Maximalist, Lightning Node Betreiber und „just another pleb“ – und hat mit dem Fuchs Inc.-Team über Bitcoin, den Dschungel und einiges mehr gequatscht!
Wir wünschen dir viel Spaß beim Lesen!
Ein dezentrales Netzwerk updaten: Gar nicht mal so leicht
Was als nächstes bei Bitcoin ansteht, ist das Taproot Update. Aber wie läuft ein Upgrade bei einem dezentralen Netzwerk überhaupt ab? Cercatrova erklärt:
„Jetzt ist die Frage ja, wie updatest du so ein dezentrales Netzwerk, wenn du erstens nicht weißt, wer eine solche Software laufen hat, wo die sich befinden und was das für Leute sind. Denn meistens läuft der größte Anteil der Bitcoin Full Nodes im Tor-Netzwerk, damit auch die IP-Adresse nicht sichtbar ist. Du hast auf der einen Seite die Node-Betreiber, die diese Rules enforcen und dann hast du auf der anderen Seite die Miner, die die Blöcke und die Transaktionen in die Blöcke packen und diese Blöcke generieren.“
Nun haben wir die Miner mit Schreibrecht auf der Blockchain und die Nodes als Speicher der Blockchain.
„Der Code von Taproot ist eigentlich nichts anderes als diese Implementation der Schnorr Signatures als Zusatz. Also es funktioniert immer noch mit den Elliptic Curve Sigantures. Native SegWit wird immer noch unterstützt. Taproot ist einfach eine neue Funktionalität, ein neues Stück Code mit den Schnorr Signatures. Bitcoin Core selber halt solche Versionsnummern. Die aktuellste Version ist die 21.1 Version. Das findest du alles auf Bitcoin.org, dort sind die ganzen Releases drauf. Und in dieser Version ist bereits der Code von Taproot schon drin. Also mein Node, der 21.1., der hat den Taproot Code bereits drin, nur er ist noch nicht aktiviert. Sollte deine Node noch eine ältere Version haben und du möchtest jedoch die Taproot Konsensusregeln enforcen, musst du dein Node auf die Version 21.1 updaten.“
Bitcoin ist eine direkte Demokratie
Die Entscheidung für das Taproot Upgrade traf die Miner-Community. Hier einen Konsens zu haben, ist für das Weiterbestehen wichtig. Schließlich könnte es sonst zu einer Fork kommen, bei der sich das Netzwerk – wie beispielsweise bei Bitcoin Cash erlebt – in zwei Projekte aufspaltet.
„Bitcoin ist eigentlich eine direkte Demokratie. Deshalb wurde dann ein neuer Ansatz gewählt, der wurde Speedy Trial genannt. Die Miner hatten einen Zeitraum von 6 Difficultyperioden, eine Difficultyperiode dauert 2016 Blöcke, was umgerechnet ungefähr 2 Wochen sind. Man gibt also den Minern 6 mal 2 Wochen Zeit und jedes Mal, wenn eine Diffucultyperiode zu Ende ist, dann wird geschaut wie viel Prozent von den Minern signalisieren, ob Taproot aktiviert wurde oder nicht. Wenn in einer Difficultyperiode von diesen sechs 90% oder mehr der Miner signalisieren, ja wir möchten Taproot – und 90% sind bei weitem mehr als eigentlich benötigt wird, weil eigentlich werden nur 51% benötigt – dann können wir sicher sein, okay, wir haben die Mehrheit hinter uns. Dann wird das automatisch aktiviert. Das wurde dann im Code so festgelegt.“
Mehr Transparenz für mehr Adaption
Nun schien sich die Mining-Community recht sicher zu sein, denn ein Großteil der Miner stimmte noch vor Ablauf der Voting-Periode für Taproot. Die Frage ist auch, warum Bitcoin nicht mit einer Default-Privatsphäre daherkommt. Cercatrova erklärt, warum die Transparenz auch ein Vorteil sein kann:
„Damit die Gesellschaft, die Menschheit überhaupt das Vertrauen in ein Asset und in eine Technologie wie beispielsweise Bitcoin bekommt, muss es verifizierbar sein. Bei einer derart neuen Technologie haben viele Menschen erst einmal eine Abwehrhaltung. Deshalb ist eine gewisse (!) Transparenz auf der Main-Ebene von Bitcoin, also der Blockchain, sinnvoll, um Vertrauen aufzubauen.“
Bisher standen den Bitcoin-Nutzern Features wie Lightning Network zur Verfügung, um für mehr Anonymität zu sorgen. Doch gibt es auch hier ein Problem, das Taproot lösen wird:
„Eine gewisse Transparenz auf der Blockchain ist wichtig. Sobald du aber ein Layer weiter nach oben gehst, z.B. ins Lightning Netzwerk und dort die Anonymität herstellst, dann muss auch die Brücke von On-Chain zu Lightning Netzwerk anonym sein, oder verschleiert. Da kommt Taproot mit den Schnorr Signatures ins Spiel, denn ein Lightning Kanal ist ja nichts anderes als eine 2-of-2-Multisig.“
Durch die transparenten Daten auf der Blockchain lassen sich allerdings Rückschlüsse darauf ziehen, welche Multisig-Adressen eigentlich einen Lightning-Kanal darstellen.
„Ich behaupte, dass 90% aller 2-of-2-MultiSig Wallets Lightning-Kanäle sind. Das ist natürlich auch ein bisschen heikel, weil wenn du einen Lightning Kanal öffnest, um im Lightning Netzwerk anonyme Transaktionen zu tätigen, möchtest, dann beim Schließen des Kanals jedoch jeder wieder mitbekommt, was der Endstatus von unserem Kanal ist, dann ist das nicht wirklich zielführend. Denn dann kannst du trotzdem einige Analysen machen und mit Umwegen aussagekräftige Rückschlüsse ziehen.“
Mit Taproot kommt eine Brücke zwischen On-Chain und Lightning ins Spiel. Denn Dank den Schnorr Signatures sieht eine Transaktion mit dem Corporative Close auf der Blockchain wie eine gewöhnliche SingeleSig Transaktion aus. Ein Force Close hingegen ist auf der Chain immer noch sichtbar.
„Dann hast du einfach nur eine Adresse, wo eine Signatur benötigt wird und man sieht nicht mehr, ob es ein MultiSig war, ob mehrere Co-Signer da waren, ob irgendwie ein Script dahinter war, oder was auch immer. Und wenn wir jetzt diese anonymen MultiSig und die normalen SingleSig Tansaktionen haben, dann entsteht Anonymität – wir können keine brauchbaren Rückschlüsse mehr aus den Daten ziehen.“
Wie die Umsetzung dann klappt, sehen wir im November (Blockhöhe 709632), wenn Bitcoin Taproot wirklich live geht.
Welche Vorteile bringt uns Taproot?
„Also die bestehenden Systeme oder die bestehenden Versionen, die funktionieren genau gleich weiter. Es ist einfach wie eine zusätzliche Funktionalität, die optional ist. Du musst nicht updaten, wenn du das nicht möchtest. Wenn du das aber tust, dann hast du einfach mehr Möglichkeiten. Und gerade auch mit den Schnorr Signatures, die jetzt nicht nur zur Anonymität von Lightning Netzwerken beitragen, sondern auch wirklich sehr coole Scriptsachen bauen können, gerade im Multisig-Bereich. Also warum nicht?“
Allerdings erklärt Cercatrova auch, dass viele Miner sich ihrer Verantwortung nicht bewusst sind:
„Viele beschäftigen sich auch nicht so sehr mit den technischen Themen. Eigentlich haben die Miner eine hohe Verantwortung im Netzwerk. In einem Podcast von Stephan Livera erzählte ein Gast, dass viele Miner gar nichts vom Taproot Update wussten, weil sie sich nicht so intensiv mit diesen Themen befassen. Viele Miner sehen vordergründig nur den Profit. Diese Miner haben dann links und rechts geschaut, ok dieser Pool akzeptiert das Upgrade, also mache ich das auch. Dann kommt auch der wirtschaftliche Druck hinzu: wenn du der einzige Pool bist, der Taproot nicht unterstützt, dann verlierst du auch Kunden.“
Danke, Cercatrova!
Den ersten Teil des Interviews findest du hier!
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